CANTHARIDENPFLASTER

Cantharidenpflaster

Das Cantharidenpflaster gehört zu den blasenziehenden Mitteln („Vesikantien“), die in verschiedener Form seit Jahrtausenden verwendet worden sind. Der Cantahridenextrakt stammt aus der Laufkäferart „Spanische Fliege“ (Lytta vesicatoria) und wurde bereits bei den Ärzten des römischen Reiches als Heilmittel eingesetzt. Den medizinhistorischen Stellenwert des Cantharidenpflasters dokumentiert ein Ausspruch von Paracelsus, der sagte, dass „nur der den Namen Arzt verdiene, der (mit einem Cantharidenpflaster) die Gicht heilen kann“. Denn „wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies nicht selbst fertigbringt, dort mache man ein Loch in die Haut und lasse diese heraus.“


CANTHARIDENPFLASTER

Theorie der Wirkungsweise

Das Cantharidenpflaster ähnelt in seiner Wirkung der Schröpftherapie und wird wegen seines Effektes auf das Lymphsystem auch weißer Aderlass genannt. Der Hautreiz des Pflasters stellt eine künstliche Verbrennung zweiten Grades dar und führt zu einer Brandblase. Im Grundgewebe kommt es zu einer Summierung verschiedener Effekte:

Antiödematöser und antiphlogistisch-analgetischer Effekt: Das Cantharidenpflaster führt zu einer direkten Entfernung von Lymphe, die Schmerzmedikatoren und sogenannte Stoffwechselschlacken (Ablagerungen von Toxinen, Antigen-Antikörper-Komplexen, sauren Radikalen usw.) enthält, an die Hautoberfläche. Zu einer ähnlichen Wirkung kommt es im Inneren des Körpers durch die einsetzende Hyperämie und die Lymphdrainage nach innen. Je größer der Lymphverlust während der Pflasterapplikation ist, desto weniger Schmerzen und Beschwerden bestehen nachher.

Immunologische Wirkung: Zunächst kommt es lokal, später auch im ganzen Organismus zur Aktivierung immunkompetenter Zellen und hydrolytischer Enzyme. In der Grundsubstanz wird eine Vielzahl von Mediatoren und Botenstoffen freigesetzt, die selbst wieder biologische Reaktionen anstoßen können. Die immunologische Autoregulation im Zielgebiet, die durch chronische Entzündungen blockiert wird, wird wiederhergestellt und kann dann oft über Jahre anhalten.

Hyperämie: Die Verbesserung der regionalen Durchblutung und Steigerung der Hämorheologie bewirkt bis zur völligen Abheilung der Haut eine lokale Erhöhung von Temperatur und Stoffwechsel ebenso, wie im Zielgebiet der Reflexzone.

Indikationen: Sehr gute Ergebnisse gibt es meist bei:

Wirbelsäulenleiden: Alle lokalen, pseudoradikulären und zum Teil auch radikulären Wirbelsäulen-Syndrome von der Halswirbelsäule bis zum Sakroiliakalgelenk, Occipitalneuralgie, Schulter-Armsyndrom (nach Durchführung der Schröpftherapie), Postdiscotomiesyndrom, Intercostalneuralgie, M. Bechterew. Das Cantharidenpflaster stellt eine ideale Ergänzung zur Chirotherapie dar. Die Pflaster werden an der Wirbelsäule üblicherweise vor allem auf die Dornfortsätze gesetzt, von einigen Therapeuten aber auch paravertebral. Man kann dabei durchaus mehrmals ein Pflaster auf dieselbe Stelle setzen.

Gelenkleiden: Trockene Gonarthrose, Schultergelenksarthrose, Arthrosen der Sprunggelenke, Handwurzelarthrosen (v.a. Daumengrund und -sattelgelenk), Arthrosen der kleineren Gelenke (auch bei Fingerpolyarthrosen), Gichtgelenke, Insertionstendinosen, Postmeniskektomie-Schmerzen, Tietze-Syndrom Pleuralergüsse und -Verschwartungen

HNO: Otitis media akuta und chronica, v. a. bei Kindern, Mastoidherde, Sinusitis frontalis et maxillaris. Man kann mit einem Pflaster auch an der Reflexzone „Gesichtschädel“ bei lokalem Befund arbeiten

Klimakterische Depressionen (L5/S1, zusätzlich Gallenzone schröpfen).